Machbarkeitsstudie zur "Folgekostenstudie von Trauma, sexualisierter Gewalt und Kindeswohlgefährdung"
Hintergrund:
Die deutsche Traumafolgekostenstudie (Habetha et al., 2012) ist eine im Kinderschutz häufig zitierte Publikation, die in anwendungsorientierten Handreichungen im Kinderschutz vielfach Beachtung findet. Die Studie wurde im Jahr 2012 veröffentlicht und beziffert die ökonomischen Traumafolgekosten, welche in Deutschland bezugnehmend auf das Jahr 2009 im Gesundheitswesen auftraten (Habetha et al., 2012). Inwieweit sich die Versorgungslage, Bedarfs- und Kostensituation in Deutschland für Misshandlungsbetroffene und die Folgekosten für die Gesellschaft seit der Erhebung im Jahr 2009 verändert haben, wurde seitdem nicht mehr zusammenhängend analysiert.
Aktuelle Entwicklung:
In den Versorgungsstrukturen wie auch bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen sind teils markante Veränderungen verglichen mit der Situation vor circa 10 Jahren aufgetreten. Hinzu treten Herausforderungen für den Kinderschutz durch Maßnahmen im Kontext der COVID-19 Pandemie sowie die zunehmende Gewalt gegen Kinder im virtuellen Raum. Diese Entwicklungen bedürfen einer vertiefenden Betrachtung hinsichtlich der Entstehung aktueller und zukünftiger Folgekosten.
Ziele der Machbarkeitsstudie:
- Eine Replikation der Folgekostenstudie aus dem Jahr 2012 unter Einbezug der veränderten Rahmenbedingungen zu prüfen.
- Eine Erweiterung der Traumafolgekostenstudie aus dem Jahr 2012 bezüglich lebenslanger individueller und gesellschaftlicher Folgekosten, die über die medizinische Versorgung hinausgehen zu prüfen.
- Den Einbezug der durch die COVID-19 Pandemie entstehenden Folgekosten zu prüfen.
- Den Einbezug der im virtuellen Raum zunehmend ansteigenden Folgekosten von sexualisierter Gewalt in die Neuauflage der Traumafolgekostenstudie zu prüfen.
- Methodische Ansätze und Operationalisierungseinheiten zur Berechnung der Kosten für eine Neuauflage und Erweiterung zu prüfen und zu diskutieren.
- Die Herausforderungen einer Folgekostenstudie hinsichtlich der Abbildung von Kausalzusammenhängen und Zuordnung von Einflussfaktoren offenzulegen
Partizipation:
Die inhaltlichen und methodischen Herausforderungen der Neuauflage und Erweiterung einer Folgekostenstudie werden im Rahmen von Workshops mit Betroffenen kritisch diskutiert und reflektiert. Die Betroffenen begleiten die Entwicklung möglicher Kostenszenarien in beratender Funktion.
Projektverantwortliche(r):
Prof. Dr. Andreas Jud
Projektmitarbeitende:
Dr. Stephanie Lange
Projektlaufzeit:
03/2023 – 09/2023
Förderer:
Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs